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Ein Profil des studentischen Autors Miles Greene

Miles Greene, ein Schüler der 9. Klasse der Ecole, hat schon immer einen Stift in der Hand gehabt, solange er sich erinnern kann. Daher ist es keine Überraschung, dass er in diesem Herbst an Melissas Projekt "Creative Writing Intensive Week" teilgenommen hat.

Miles beschreibt sich selbst als einen "grübelnden Typ", der große Fragen stellt und das Schreiben als Methode zur Erforschung der Antworten nutzt. Außerdem ist er ein Zyniker, der sich von den Werken Fjodor Dostojewskis inspirieren lässt, so dass er sich oft zu dunklen, schweren Themen hingezogen fühlt. Im Laufe der Woche produzierte Miles eine Kurzgeschichte, die sich mit Sucht, Geisteskrankheit und Selbstmord beschäftigt.

In Miles' Geschichte taucht der Leser in die Gedankenwelt eines kranken alten Mannes ein und wird Zeuge seines Leidens und seines letztendlichen Ablebens. Der Schauplatz ist eine düstere Taverne, und eine Krähe und ein Wandteppich sind reiche Quellen der Symbolik. Die Geschichte ist nicht das, was man von diesem lächelnden 14-jährigen Autor erwarten würde, aber sie erreicht sein Ziel, die Stigmatisierung psychischer Probleme zu beleuchten.

Jeder Tag der Intensivwoche begann mit einer Schreibanweisung von Melissa, bevor sich jeder Autor in sein eigenes Werk vertiefte. In der gemütlichen Atmosphäre von Melissas Wohnzimmer tauschten die Schüler ihre Arbeiten aus und erhielten Feedback. Miles schätzte die Ausgewogenheit zwischen den gemeinsamen Aktivitäten und den großen Blöcken unabhängiger Arbeit. Er hatte Zeit, sein Thema bis ins kleinste Detail zu erforschen und wurde sowohl von Melissa als auch von seinen Mitschülern inspiriert. Er hofft, seine Geschichte bei einer Zeitschrift oder einem Wettbewerb einreichen zu können, und würde gerne eines Tages eine Karriere als Schriftsteller einschlagen.

Mit seinen reichhaltigen Beschreibungen und sorgfältig formulierten Sätzen kann man sich leicht eine glänzende Zukunft für diesen Autor düsterer Geschichten vorstellen.

Lesen Sie die Eröffnungsszene aus "Ropes of Woe Hang From the Ceiling" von Miles Greene:

Ein ekelhaftes Kratzen war am Fenster der Taverne zu hören. Eine Krähe. Sie war wunderschön schwarz schimmernd, und ihr glänzendes Gefieder ließ den Mann an sein eigenes jämmerliches Spiegelbild in einem pechschwarzen Spiegel denken. Sanft strich er mit der Hand über die polierte Eichenarbeitsplatte. Es war wohl das einzige saubere Ding im Umkreis von zehn Meilen. Das Holz glänzte makellos, in starkem Kontrast zu den zerfledderten Dielen und den fleckigen Lederkissen, die ihn umgaben. Was für eine schmutzige Welt, dachte er bei sich. Er fragte sich, warum er sich nicht gänzlich von diesem Dreck entfernt hatte - obwohl er den Grund kannte. Der brennende Whiskey, der ihm literweise in die Kehle geschüttet wurde, war Beweis genug dafür, dass er inmitten von Müll und Dreck genau dort war, wo er hingehörte.

An der Wand zu seiner Linken hing ein großer Wandteppich. Er war zerfleddert und fast nicht mehr zu erkennen. Aber der Mann schaute konzentriert, als er versuchte, die Massen an trüben und zerrissenen Farben zu erfassen. Er sah eine Schar von Männern. Gut gebaut und mit großen Stahlschwertern bewaffnet. Sie standen in militärischer Formation, bereit und stramm. Neben den Männern befand sich ein großer Riss im Stoff, bei dem man nur vermuten konnte, dass ein gewisser Zusammenhang verloren gegangen war, aber durch den Filter von Melancholie und Alkohol gab der Mann dem Wandteppich eine völlig neue Bedeutung. Der Riss hinterließ nur einen Jungen im späten Teenageralter, isoliert und nackt, getrennt von der Armee, deren Schwerter auf ihn gerichtet waren. Ein Fleck auf dem Wandteppich, vermutlich von Urin oder Erbrochenem oder irgendeiner Art von Exkrementen eines niederen Trunkenbolds, der sich einst in dieser schmutzigen Taverne herumgetrieben hatte, genau wie der Mann, der jämmerlich an der Theke sitzt und ein Glas nach dem anderen mit Alkohol ausschenkt, den er in die Finger bekommt. Trotzdem hinterließ der Fleck eine einsame Träne auf der Wange des Jungen, der einsam dastand und seinen nackten und gebrechlichen Körper mit seinen eigenen Armen bedeckte. Bei dem Bild wurde dem Mann fast schlecht, als er an die ungeheuer deprimierende Parallele zwischen ihm und dem Jungen dachte.